1. Was macht eigentlich der Content Publisher bzw. wie funktioniert der genau?
Olli: Der Content Publisher für TYPO3 bietet den Redakteuren die Möglichkeit, Inhalte erst einmal vorzubereiten, bevor diese online gehen. Wie das im Detail funktioniert, ist ziemlich technisch. Basis ist die Aufteilung einer Website auf zwei TYPO3-Instanzen. Eine Instanz ist für die redaktionellen Arbeiten (Stage) und die andere Instanz für die Websitebesucher (Production) zuständig. Auf Wunsch können einzelne Inhalte oder ganze Seiten per Knopfdruck von Stage auf Production gespiegelt werden. Wenn die Redaktion also einen Seiteninhalt veröffentlichen möchte, kümmert sich der Content Publisher ganz automatisch um die Auflösung der Abhängigkeiten. Eventuell hängen ja noch Bilder oder andere Datensätze an diesem Seiteninhalt, die dann natürlich auch publiziert werden sollen.
2. Wie seid ihr eigentlich auf die Idee des Content Publishers gekommen?
Stefan: Der Publisher - bei uns im Büro sagt eigentlich jeder nur "Publisher" - ist im Zuge eines größeren Kundenprojektes entstanden. Wir hatten bereits im Jahr 2014 die Anforderung, dass der Kunde ein Preview-System wollte. Gleichzeitig sollte der Content auf zwei Server verteilt werden. Wir suchten nach passenden Lösungen, fanden jedoch nichts. Irgendwann im Januar 2015 waren wir dann so weit, das Thema selber anzugehen und auf das Ergebnis sind wir alle ziemlich stolz. Im Jahr darauf haben wir das Produkt dann in einer Community Editon für jedermann kostenfrei veröffentlicht.
3. Ok, aber welche Vorteile habe ich, wenn ich den Publisher bei mir einsetze?
Olli: Beispielsweise, um Website-Hacks zu erschweren, bietet sich ein Split auf zwei Instanzen nahezu an. Stage kann hierbei im Intranet stehen, während Production vielleicht gar keinen Redaktionszugang mehr hat. Anderen geht es eher um einen Content-Workflow. Inhalte sollen erst einmal von einem "Superredakteur" freigegeben werden, bevor diese veröffentlicht werden. Und wer ein wirklich minutengenaues, automatisches Veröffentlichen von Inhalten in TYPO3 will, stößt ohne den Content Publisher schon mal an seine Grenzen.
4. Gab es viele Änderungen und Herausforderungen im Zuge der Entwicklung?
Stefan: Im Laufe der letzten Jahre gab es jede Menge Herausforderungen. Eine war zum Beispiel die Möglichkeit, nur Inhalt einer Sprache zu publizieren. "Content Language Control" sah auf den ersten Blick nach einem einfachen Feature aus. Im Zuge der Entwicklung haben wir dann festgestellt, dass die technische Lösung wie erwartet einfach, aber die Umsetzung eines verständlichen User Interfaces extrem zeitaufwändig war. Eine andere große Herausforderung war die Unterstützung für TYPO3 in der Version 9. Da der Publisher auf viele Datenbankabfragen aufbaut, kam der Umstieg auf Doctrine (Anmerkung: Technischer Unterbau für Datenbankabfragen in TYPO3) fast einer Neuentwicklung gleich. Daraus haben wir gelernt und werden mit der Unterstützung für TYPO3 Version 10 deutlich früher starten.
5. Gibt es auch noch ähnliche Systeme? Wenn ja, was unterscheidet den Content Publisher von diesen?
Olli: Ich habe einmal eine selbstgestrickte Lösung bei einem Kunden gesehen, die auf Basis von Logeinträgen Änderungen publiziert hat. Problem hierbei ist, dass wirklich jede Änderung auch im Log aufgenommen werden muss, damit es später nicht zu Problemen kommt. Unser Content Publisher verfolgt ein ganz anderes Konzept. Man kann ihn eigentlich nicht austricksen.
Stefan: Mir fallen natürlich noch die Workspaces in TYPO3 ein. Aber diese können einen schon mal zur Verzweiflung bringen. Daniel von der Agentur Dpool hat hier einen Vergleich zwischen TYPO3 Workspaces und dem Content Publisher in seinem Blogpost angestellt.
6. Wer setzt den Content Publisher eigentlich ein? Welche Zielgruppe strebt er an?
Stefan: Der Publisher kommt gerade bei großen TYPO3-Instanzen oft zum Einsatz. Einige unserer Kunden kommen aus den Bereichen Versicherung und Finanzen. Hier spielt vor allem der Zugewinn an Sicherheit eine große Rolle. Bei den Hochschulen sind vor allem Workflows ein beliebtes Mittel, Inhalte vor der Veröffentlichung qualitativ aufzubereiten.
7. Benötigt man für die Bedienung erweiterte oder geschulte Kenntnisse?
Olli: Wir versuchen natürlich, das Interface so intuitiv wie möglich zu gestalten, damit auch ungeschulte Redakteure damit umgehen können. Es liegt jedoch in der Natur des Themas, dass eine individuelle Konfiguration auch eine kleine Einführung braucht. Wir versuchen aber, die Anzeige von Unterschieden zum Beispiel durch Farben zu kennzeichnen. In unserer Community Edition findet man sich übrigens schnell hinein. In der Enterprise Edition hängt das etwas vom Grad der Einstellung und der Anzahl der Workflows ab.
8. Was ist das besondere an der Enterprise Edition? Wie unterscheidet sie sich von der Community Edition?
Stefan: In der Enterprise Edition gibt es einige nützliche Features oben drauf. Man hat beispielsweise die praktischen Workflows und die Einträge können gefiltert und geprüft werden, ob sie gelöscht oder hinzugefügt wurden. Beim Publizieren wird der Solr-Index, wenn die Suchmaschine Solr im Einsatz ist, automatisch aktualisiert. Weiter kann man nicht nur ganze Seiten, sondern auch einzelne Datensätze publizieren. Das geht dann auch automatisch durch Eintragen eines Veröffentlichungsdatums - z.B. mitten in der Nacht oder am Feiertag. Einige Performance-Optionen, zum schnelleren Publizieren, haben wir in letzter Zeit auch noch hinzugefügt. Diese sind gerade bei großen Installationen von enormem Vorteil.
9. Kann ich als Interessent die Enterprise Edition vor dem Kauf auch testen?
Olli: Wir haben eine Demoinstanz, bei der die Interessenten sich auf dem Stage-Server mit öffentlichem Passwort und Nutzername einloggen können. Hier kann man aus der Sicht des Redakteurs nach Belieben spielen, was ziemlich cool ist. Aber natürlich können wir die Enterprise-Edition auch einmal auf Probe herausgeben. Bei Nicht-Gefallen fallen dann natürlich auch keine Kosten an.
10. Wie sind die Pläne für die Zukunft?
Stefan: Aktuell versuchen wir ein komplett neues und modernes User Interface in Zusammenarbeit mit einem unserer Kunden. Wir werden die Erfahrungen einsammeln und sehen, wie die Community davon profitieren kann. Auch werden wir mit der Entwicklung für TYPO3 Version 10 in Kürze beginnen, damit wir zeitnah zum Release der LTS-Version eine passende Publisher-Version anbieten können.
11. Und natürlich auch nicht ganz unwichtig - macht es euch Spaß am Publisher zu arbeiten?
Olli: Die Arbeit mit dem Publisher macht mir besonders viel Spaß, weil hier wahnsinnig viele komplexe Anforderungen gemeistert werden müssen. Und natürlich muss unsere Lösung mit den unterschiedlichen TYPO3-Versionen auf unterschiedlichen Servern in unterschiedlichen Konfigurationen mit möglichst vielen TYPO3-Extensions funktionieren.
Danke Stefan und Olli für eure Zeit. Alle Informationen zum Content Publisher findet man natürlich auch auf unserer Produktseite.